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HSD / Erinnerungsort Alter Schlachthof
12.09.2016

Tag des offenen Denkmals 2016 – Zeit­zeugen­gespräch mit Margot Goldberg (geb. Cohen)

Rund 400 BesucherInnen und Besucher machten sich am Sonntag auf den Weg, um die Hochschule Düsseldorf am diesjährigen „Tag des offenen Denkmals“ zu besuchen.

Nach 2013 beteiligte sich die Hochschule zum zweiten Mal an dieser bundesweiten Veranstaltung, damals noch inmitten der Campus-Baustelle. Die Kolleginnen und Kollegen des Erinnerungsortes Alter Schlachthof und der Hochschul-Bibliothek führten im Stundentakt durch die denkmalgeschützten Gebäude und die Dauerausstellung des Erinnerungsortes. Im Gebäude 4 konnte die virtuelle Installation des Erinnerungsortes von Prof. Jens Herder und den Studierenden Lena Drubel und Felix Paul besichtigt werden. Ebenso zu sehen waren alte Aufnahmen des früheren Schlachthofgeländes, die eindrucksvoll den fundamentalen Wandel auf diesem historischen Gelände dokumentierten.

Höhepunkt der Veranstaltung war das Zeitzeugengespräch mit Margot Goldberg (geb. Cohen), die heute in der Nähe von San Francisco (USA) lebt und auf Einladung der Hochschule nach Düsseldorf gekommen war – mit Unterstützung mehrerer Kooperationspartner: des Stadtbezirks 1 der Landeshauptstadt Düsseldorf, des AStA der HSD, der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, des Netzwerks „Respekt und Mut“ sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Das Publikum lauschte gebannt den mal lebhaften und humorvollen, mal nachdenklichen und traurigen Schilderungen der 90jährigen Dame. Die Geschichte der Familie Cohen steht beispielhaft für das damalige jüdische Leben in Deutschland, das geprägt war von Verfolgung, Angst, aber auch Selbstbehauptung und Suche nach Wegen aus immer auswegloseren Situationen. Ihre Familie war seinerzeit Eigentümerin des damals renommierten und erfolgreichen Fachgeschäfts für Metzgereibedarf, „I. & I. Cohen“ in der Rather Straße 56/58, in unmittelbarer Nähe zum Schlachthof gelegen. Margot Goldberg schilderte die einsetzenden Verfolgungen und Diskriminierungen, ihre schrecklichen Erlebnisse während der Pogromnacht, in deren Folge ihre Großmutter einen Schlaganfall erlitt, an dem sie später verstarb.

Während Margot und ihr Bruder nach England emigrieren konnten, blieben ihre Eltern, Änne und Arthur, zunächst in Düsseldorf, um die Großeltern nicht alleine zu lassen. Als sie doch fliehen wollten, verhinderten der Kriegsbeginn und Schikanen der Behörden ihre Ausreise. Sie wurden deportiert und ermordet, ebenso der Großvater, Isaac Cohen. Margot verbrachte die Kriegszeit in England, 1945 meldete sie sich zum Dienst in der US-Army. Danach reiste sie in die USA aus, wo sie ihren Mann kennenlernte und eine Familie gründete. Marylin, die mittlere ihrer drei Töchter, war der Einladung nach Düsseldorf ebenfalls gefolgt und begleitete ihre Mutter auf ihrer Reise in die alte Heimat.

Mit besten Wünschen an den in Florida lebenden 92jährigen Bruder Walter und seine Frau, die der Einladung nach Düsseldorf leider nicht hatten folgen können, schloss die denkwürdige Veranstaltung, die allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sicherlich in Erinnerung bleiben wird.​

 

 

Der Präsidiumsbeauftragte für den Erinnerungsort, Dr. Joachim Schröder, führt durch die Ausstellung
Der Präsidiumsbeauftragte für den Erinnerungsort, Dr. Joachim Schröder, führt durch die Ausstellung.

 

Führung durch die Hochschulbibliothek durch Dipl.-Bibl. Christiane Geick
Führung durch die Hochschulbibliothek durch Dipl.-Bibl. Christiane Geick
Blick in das vollbesetzte Auditorium
Blick in das vollbesetzte Auditorium.

 

 

„Wir wurden zu Fuß in den Schlachthof geführt ...“ – beeindruckende temporäre Installation der HSD-Studentin Miriam Hauschild
„Wir wurden zu Fuß in den Schlachthof geführt ...“ – beeindruckende temporäre Installation der HSD-Studentin Miriam Hauschild
Margot Goldberg in der Dauerausstellung des Erinnerungsortes – neben den Portraits ihrer Eltern Arthur und Änne Cohen (mittlere Reihe), die im Oktober 1941 in das Ghetto Łódź deportiert wurden.
Margot Goldberg in der Dauerausstellung des Erinnerungsortes – neben den Portraits ihrer Eltern Arthur und Änne Cohen (mittlere Reihe), die im Oktober 1941 in das Ghetto Łódź deportiert wurden.
Margot am Grab ihrer Großmutter Eva – auf dem Grabstein wird auch an die ermordeten Familienmitglieder erinnert.
Margot am Grab ihrer Großmutter Eva – auf dem Grabstein wird auch an die ermordeten Familienmitglieder erinnert.
Im Zeitzeugengespräch: Margot Goldberg. Auch das Publikum konnte anschließend Fragen stellen.
Im Zeitzeugengespräch: Margot Goldberg. Auch das Publikum konnte anschließend Fragen stellen.
Im Publikum: Margots Tochter Marylin.
Im Publikum: Margots Tochter Marylin.
Nach der Veranstaltung im Gespräch mit Zuhörerinnen und Zuhörern.
Nach der Veranstaltung im Gespräch mit Zuhörerinnen und Zuhörern.