Ende Juni reisten Studierende der Hochschule Düsseldorf (HSD) gemeinsam mit Teilnehmenden anderer Hochschulen, Kolleg*innen aus der Gedenkstättenarbeit und weiteren Interessierten nach Łódź (Polen), um sich intensiv mit der Geschichte des „Ghettos Litzmannstadt“ auseinanderzusetzen.
Im Oktober 1941 wurden mehr als tausend Jüdinnen und Juden vom Gelände des damaligen Schlachthofs – dem heutigen Erinnerungsort Alter Schlachthof der Hochschule Düsseldorf – in das Ghetto deportiert. Die Bildungsfahrt wurde vom Erinnerungsort Alter Schlachthof organisiert, in Kooperation mit dem Verein Zeitreisen e.V. und mit Unterstützung durch das Heinz-Kühn-Bildungswerk, die Evangelische Studierendengemeinde Düsseldorf, die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld sowie die Landeszentrale für politische Bildung NRW, die die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung ermöglichte.
Während des gesamten Aufenthalts in Łódź wurden die Teilnehmenden von Dr. Leon Weintraub begleitet. Der 99 Jahre alte Holocaust-Überlebende, der das Ghetto und mehrere Konzentrationslager überlebt hat, teilte seine persönlichen Erinnerungen an Verfolgung, Deportation und Überleben mit den Teilnehmenden. Unterstützt wurde er von seiner Frau Evamaria und seinem Sohn Robert. Leon Weintraub berichtete auch von seinem Leben nach 1945 – vom Medizinstudium in Göttingen bis zu seiner Tätigkeit als Frauenarzt in Warschau und später in Stockholm.
Neben ausführlichen Rundgängen über das ehemalige Ghetto-Gelände besuchte die Gruppe auch den jüdischen Friedhof von Łódź, den Gedenkort Bahnhof Radegast – von dem aus viele Ghettoinsass*innen in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) deportiert wurden – sowie die heutige Gedenkstätte Kulmhof.
Die intensive Auseinandersetzung mit den historischen Orten und die Gespräche mit Leon Weintraub prägten die Teilnehmenden nachhaltig. Für die Studierenden wie auch für die Mitarbeiter*innen des Erinnerungsorts Alter Schlachthof war das Seminar eine eindrückliche Bestärkung, sich auch weiterhin gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung und für demokratische Werte zu engagieren.
Einen ausführlichen Reisebericht finden Sie hier.