Code Unique Architekten, Martin Boden & Volker Giezek, Dresden | Erläuterung und Beurteilung der JuryDie Absicht der Verfasser, städtebaulich klare Eingänge zum Campus zu formulieren, ist ihnen gelungen. Ebenso gilt dies für das Ziel, Bauteile so zu gestalten, dass ein städtebaulicher Dialog sowohl zum Stadtteil als auch vor allem untereinander als identitätsstiftende Elemente des neuen Campus entsteht. Auch die Gebäudedurchwegungen unterstützen die Idee des Dialogs zwischen Innen und Außen. Das Hörsaalzentrum besitzt einerseits eine zentrale Lage, umgeben von den Fachbereichsbauten, anderseits gelingt durch eine Verschiebung nach Süden eine Präsenz zur Münsterstraße und somit zur Stadt. Interessant und weitgehend gelungen ist die Zuordnung der Fachbereiche und das Konzept, jedem Fachbereichsbauteil einen besonderen Charakter zu verleihen: z.B. große Freitreppen nach Süden sowie die Kombination der Baukörper mit Sonderfunktionen z.B. FB 1 und 2 mit Mensa als Orientierungspunkten oder Pole die den Campus beleben ohne lange Wege zu schaffen. Auch die große Mitte als »Campusplatz« auszubilden führt das Konzept des Dialogs, hier mit der städtebaulichen Durchwegung, konsequent fort. Es ist schade, dass dieser Platz eher leer und ungegliedert wirkt. Schwieriger wird es bei der inneren Organisation der Gebäude. Die Gebäudedurchwegungen sind teils problematisch und können dadurch wenig einladend wirken. Die Atrien führen zu erhöhten Kubaturen. Das Verhältnis Nutzfläche zur Verkehrsfläche ist sehr ungünstig, ohne dass dieser Aufwand den Qualitäten in den überdiminsionierten Verkehrszonen entsprechen würde. Ebenfalls nicht zu erkennen ist eine schlüssige Erweiterbarkeit der Gebäude, vor allem da sie weitgehend skulpturale »vollendete« Formen zu sein scheinen. Die Erweiterungsflächen durch die Überbauung von Terrassen, Balkonen etc. überzeugt nicht. Die Großviehhalle als Bibliothek umzunutzen ist sympathisch, wobei die Geschosshöhen in dem ältern Hallenteil zweifelhaft sind. Die zweite Ebene in das filigrane historische Tragwerk einzubauen scheint einen starken Eingriff darzustellen. Die Fassadengestaltung wird weitgehend für alle Gebäudeteile einheitlich vorgesehen. Dies ist einerseits für die Standardisierung von Elementen von Vorteil, gleichzeitig jedoch auf den ersten Blick eintönig. Bei näherer Be- trachtung ist jedoch das Spiel der Transluzenz der Recyclingglastafeln mit den bündigen Glaslamellen faszinierend und attraktiv. Dies wird jedoch teuer erkauft, denn die beweglichen Elemente sind sehr unterhaltungsintensiv und ein Vorteil, außer der reinen Gestaltung, lässt sich nicht erkennen. Der Entwurf besticht durch eine kompakte Bauweise. Ein ausführliches Energiekonzept ist nicht dargestellt. Vorgeschlagen wird eine eher konventionelle Energieversorgung über Fernwärme und Kraft-Wärme-Kopplung. Die Angaben zur dezentralen Nutzung erneuerbarer Energien sind nicht plausibel. Die Flächenwirtschaftlichkeit ist im Mittelfeld angesiedelt, eine Raumreserve liegt nicht vor, vielmehr ist eine Untererfüllung des Raumprogramms von ca. 1.200 qm vorhanden. Die Anzahl der nachgewiesenen Stellplätze liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Die voraussichtlichen Investitionskosten sind im Vergleich zum Bewerberfeld als eher günstig zu erwarten. Die Nutzungskosten werden auch hier aufgrund der Flächenwirtschaftlichkeit in allen besonders betrachteten Bereichen (Energie/Instandhaltung/Reinigung) im mittleren Bereich einzuordnen sein. |