Herr Möbius, die Bibliothek liegt Ihnen sehr am Herzen und genau diese wird bald ihren Sitz im alten Schlachthofgebäude haben. Was haben Sie für ein Gefühl, dass die Bibliothek ausgerechnet an diesem Ort sein wird? »Ich habe ein sehr gutes Gefühl, dass die Hochschulbibliothek in der Großviehhalle unterkommt. Es ist gut, die Bibliothek in diesem Gebäude unterzubringen, denn die Industriearchitektur ist sehr passend für eine Bibliothek. Ich finde es klasse, wie die Architekten es geschafft haben, dieses Gebäude in den Gesamtcampus zu intergieren, die Nähe zur Mensa herzustellen und damit auch Synergieeffekte zu erziehen.« Was muss Ihrer Meinung nach eine Bibliothek besitzen, damit sich Studierende als auch Lehrende wohlfühlen? »Eine Bibliothek muss heutzutage mehr sein, als nur eine Stelle, wo man Medien ausleiht und wieder zurückbringt. Sie muss eine Aufenthaltsqualität haben, man muss gerne dahin gehen können und deswegen muss sie unterschiedlichste Arbeits-und Lernmöglichkeiten haben.«
| Wie wird es denn im neuen Campus aussehen? Entspricht alles Ihren Erwartungen? »Durch die Integration der drei Bibliotheken, die wir bisher hatten, wird es uns auf jeden Fall gelingen die gegebene Fläche kreativ zu nutzen. Dadurch können wir eine größere Vielfalt der Lernumgebung mit einem gewissen Wohlfühlcharakter anbieten.« Wie wird sich nun die neue Bibliothek von der jetzigen Bibliothek unterscheiden? Was wird sich verändern? »Wir haben eine Integration der drei vorhandenen Bibliotheken. Wir haben leider nicht mehr Fläche zur Verfügung, aber wir haben eine bedeutend größere Vielfalt von Arbeitsmöglichkeiten. Zum Beispiel bieten wir Gruppenarbeitsräume an. Des Weiteren kann man sich in Arbeitsplatzkabinen mit seinen Medien zurückziehen, wenn man zum Beispiel eine Bachelorarbeit schreiben möchte. Wir haben auch entsprechenden Platz für Blinde vorgesehen. Das Highlight wird eine Lernlandschaft im Erdgeschoss sein. Es wird ein „Hinguck - Effekt“ geben, eine Attraktivität, die ich in der Bibliothek auch erzeugen möchte.«
| Der Erinnerungsort, an dem man an die Menschen denkt, die von diesem Ort auf schreckliche Weise in Konzentrationslager deportiert wurden, wird auch hier seinen Platz finden. Wird das Ereignis auf die Hochschulbibliothek besondere Auswirkungen haben? »Ich finde es sehr gut, dass die Bibliothek genau in diesem Gebäude sein wird. Der Erinnerungsort wird ja ein Teil des Gebäudes sein. Und deshalb plane ich mit Kollegen, die auch für den Erinnerungsort arbeiten, eine Zusammenarbeit. Es muss klar sein, dass das ganze Gebäude von Nationalsozialisten missbraucht worden ist. Da habe ich eine Kooperation angeboten, um auch in der Bibliothek darauf hinzuweisen, was stattgefunden hat. Ich sehe eine hohe Verantwortung für die Bibliothek, aber auch eine Situation, in der der Erinnerungsort lebendig werden kann. Viele werden dahin gehen und mit dem Thema konfrontiert werden.« Wird der Bestand der Bibliothek denn größer? »Nein, der Bestand wird nicht größer, was die gedruckten Medien angeht. Wir stellten in den letzten Jahren massive Veränderungen fest, was die digitalen Medien angeht. Wir bieten nun E-Books in großer Zahl an. Als „Digital Natives“ sind wir, Menschen, gewohnt mit digitalen Medien umzugehen. Natürlich haben wir gedruckte Bücher, aber es wird uns leichter fallen den Bestand aktuell zu halten, weil der Zuwachs im gedruckten Bereich nicht mehr so steigend wird wie er war.« |