Die Viehhalle hat eine dunkle Vergangenheit...
»Das war zu Anfang des Krieges, als die Juden dort eingesperrt wurden, 600 oder 800 Menschen waren das gewesen. Einmal sprach ich mit einem Maschinisten, der das alles miterlebt hatte. Zwei Tage waren sie unten im Keller des Gebäudes. Sie sind nachts angeliefert worden, der Maschinist musste damals das Tor aufschließen. Erst wurden sie in dem alten Gebäude gesammelt und dann nachts hinunter zum Viehhof gebracht und in einen Keller gesperrt. Damals mussten die Maschinisten auf dem Viehhof immer das Wasser auf- und zudrehen. Zu zweit gingen sie dann dort hin, einer von ihnen musste Ausschau halten, da auch Aufpasser von den Braunen dort waren, welche sich aber zum Glück nicht auskannten. Also konnten die Maschinisten den Juden im Keller wenigstens das Wasser aufdrehen. Es gab auch Wurfluken, durch die man vom Heuspeicher Ballen nach unten werfen konnte. Die Aufpasser dachten, sie versorgten das Vieh. Aber die Juden mussten sich schließlich irgendwo drauflegen, sie konnten ja nicht immer auf dem nasskalten Boden liegen. Auf dem Markt organisierten die Maschinisten dann auch ein paar Würste, um sie den Juden zu geben, man war da ja nicht so. Mehr konnten sie auch nicht machen. Die Aufpasser durften natürlich nichts davon wissen. Die Juden wurden dann am nächsten oder übernächsten Tag an der Laderampe, wo Vieh abgeladen wurde, in Viehwaggons wieder abtransportiert.«
| Wie kam es dann zum Denkmalschutz?
»Wir mussten die Stände, die das Fleisch bearbeiteten, zwischendurch immer mal wieder auf den neusten Stand bringen. Deshalb wurde der Betrieb zwischenzeitlich an einen anderen Ort ausgelagert, um die Produktion weiterzuführen. Und dann kam die Nordsee und wollte auf unserem Gelände bauen. Das bot sich an, weil von Hamburg nach München jede Nacht ein mit Fisch beladener Sonderkühlzug fuhr, der auch an Düsseldorf vorbeikam. Auf der Fahrt gab es Stationen, an denen der Fisch ausgeladen bzw. ein ganzer Waggon abgehängt wurde. Da wäre dieses Gelände hier ideal gewesen. Die Nordsee war damals zwar ein riesen Unternehmen, bekam jedoch trotzdem keine Genehmigung. Das löste einen riesen Krach aus, ich weiß noch, wie der Oberbürgermeister sagte: Uns in Düsseldorf können die vergessen, solange wie ich hier das Sagen habe, nicht! Um zu verhindern, dass die Nordsee dort hinkam, stellte man das Gebäude unter Denkmalschutz. Und da fingen so langsam die Sachen an. Ich verurteile es genauso, was damals passiert ist, und wenn es nur 800 Menschen waren. Aber dieses Gebäude ist im Krieg zerstört und später gänzlich abgerissen worden. Das Gebäude, das heute noch steht, wurde 1953 neu aufgebaut. Eigentlich hat es gar nichts mehr damit zu tun. Es ging drunter und drüber, da sich die Stadt mit dem Denkmalschutz ein Eigentor geschossen hat. Heute fragt man sich nur, was haben wir da gemacht?
| Denn ja, es gibt genügend interessierte Investoren, doch sind sie alle von dem geschützten Gebäude abgeschreckt. Deshalb wird nun die Fachhochschule gebaut, letztendlich ist das eine Notlösung und nicht die „neueste Errungenschaft“, wie es öffentlich verkauft wird. Es ist nicht der ursprüngliche Gedankengang.« |