Wer sind Sie und was ist Ihre derzeitige Tätigkeit? Was haben Sie an der HSD studiert und wann haben Sie Ihren Abschluss gemacht?
Mein Name ist Kai Dörner. Ich habe an der Hochschule Düsseldorf von 1999 bis 2003 erfolgreich Maschinenbau mit der Fachrichtung Fertigungstechnik studiert. Anschließend habe ich ca. 20 Jahre lang als Produktionsleiter, bzw. Geschäftsführer in der produzierenden Industrie gearbeitet. Mittlerweile bin ich selbständig und Inhaber eines Ingenieurbüros, bzw. einer Unternehmensberatung. Der Beratungsfokus liegt hierbei weiterhin auf Produktions- Logistikunternehmen. Dabei geht es in erster Linie um die Themen Lean Management, Produktionsoptimierung und Smart Factory. Es fehlt in den produzierenden Unternehmen jede helfende Hand, um Prozesse gemeinsam mit den Teams zu optimieren und zu digitalisieren. Wer also meint, dass “Lean” ein alter Schuh sei, der irrt gewaltig. Wahrscheinlich war es nie dringender und präsenter als heute, Prozesse zu verschlanken und effizienter zu werden.
Was sind Ihre Aufgaben? Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus? Was ist das Spannendste an Ihrem Job? Was gefällt Ihnen nicht so gut?
Mein Arbeitsalltag gestaltet sich wirklich sehr unterschiedlich. An manchen Tagen stecke ich mitten in Workshops zusammen mit den Teams beim Kunden. An anderen Tagen wiederum bin ich im Büro und erarbeite Konzepte für aktuelle Kundenaufträge. Wirklich spannend an meiner Arbeit ist die Tatsache, dass jeder Auftrag ganz individuell ist. Auch wenn sich zumindest die Thematik hier und dort ähnelt, so sind doch alle Problemstellungen und Charaktere bei unseren Kunden vor Ort unterschiedlich. Das macht uns als Beratungsunternehmen allerdings auch mit jedem Auftrag immer kompletter, weil wir nie auslernen.
Wenn es überhaupt einen Punkt gibt, der mir aktuell nicht so gut gefällt, dann ist es der etwas besorgte Blick auf das gesamte Produktionsgewerbe am Standort Deutschland. Wir haben in Deutschland unglaublich gute Unternehmen mit wirklich fantastischen Menschen, die extrem viel Wissen in sich tragen. Leider werden diese Firmen durch gewisse ungünstige Rahmenbedingungen ausgebremst. Das ist sehr schade mit anzusehen. Insbesondere die viel erwähnte Bürokratie und die ungünstigen Energiepreise belasten unsere Kunden schon sehr.
Welche Kenntnisse und Fähigkeiten, die Sie heute im Job brauchen, haben Sie im Studium an der HSD erworben oder kennengelernt?
Das Studium an der Hochschule Düsseldorf war rückblickend betrachtet thematisch sehr gut aufgestellt. Allerdings ist es weniger das einzelne Fach, an das ich mich heute während meiner Arbeit erinnere. Sondern vielmehr die Gesamtheit der fachlichen Themen, die aus uns Studenten wirkliche Fertigungsfachleute gemacht hat. Im Arbeitsalltag eines Ingenieurs wird eine unglaublich schnelle Auffassungsgabe und ein sehr ausgeprägtes Prozessverständnis benötigt. Wie hängen die Dinge miteinander zusammen? Das ist die Frage, die konstant im Hintergrund mitschwingt. Oder aber auch: wie gestalten wir verständliche und transparente Prozesse für die Menschen, die in den Produktionssystemen arbeiten werden. Teilweise sind es aber auch ganz einfache Dinge, wie etwa eine aussagekräftige Skizze, die man in Sekunden zu Papier bringt, damit man sich mit seinem Gegenüber schnell Gedanken teilen kann.
Kurioses, Lustiges, Trauriges während des Studiums - was würden Sie Ihren Kindern und Freunden erzählen?
Wenn ich so darüber nachdenke, gab es keine besonders kuriosen, lustigen oder traurigen Situationen während des Studiums. Rückblickend kann ich aber sagen, dass es eine besonders schöne Zeit war. Erstmals in meinem Leben habe ich richtig gerne gelernt, weil ich für diese Thematik brannte. Ich wollte einfach alles wissen und ein Experte auf meinem Gebiet werden. Diese Leidenschaft fürs Lernen ist bis heute nicht abgerissen, weil ich thematisch einfach für mich ins Schwarze getroffen habe.
Was hat Ihnen damals geholfen, sich für Ihren Studiengang zu entscheiden? Was können Sie zukünftigen Studierenden empfehlen?
Grundsätzlich gab es in meiner Familie durch meinen Vater und meinen Onkel schon eine starke Prägung zur Technik und ich glaube, dass mich das natürlich auch etwas gelenkt hat. Die Spezialisierung für die Fertigungstechnik war für mich jedoch relativ schnell klar: ich wollte wissen, wie man Produkte herstellt. Ganz gleich um welche Art von Produkten es sich handelt. Die Grundgesetze der Produktion waren für mich faszinierend. In meiner Vorstellung habe ich mich bspw. nie zeichnend oder berechnend alleine vor einem Bildschirm gesehen. Ich wollte immer sehen, wie aus Rohmaterialien und High-Tech-Maschinen von den Mitarbeitern in der Produktion funktionierende und qualitativ hochwertige Produkte hergestellt werden.
Was würden Sie unseren Studierenden raten, die den Einstieg in den Beruf noch vor sich haben?
Als Student war ich damals gut beraten, möglichst früh mit dem realen Arbeitsleben in Kontakt zu kommen. So habe ich beispielsweise als Werkstudent gearbeitet und war somit schon während des Studiums mittendrin im Geschehen und konnte erste Eindrücke gewinnen, wie ein Unternehmen funktioniert. Das hat mir für meinen eigentlichen Berufsstart schon sehr geholfen.
Was planen Sie für Ihre Zukunft?
Ich werde mich thematisch mit meinem Unternehmen in Zukunft stärker auf das Thema “KI in Produktion und Logistik” konzentrieren. Der Einsatz künstlicher Intelligenz passt zudem ganz hervorragend zu den Themen Lean und Prozessoptimierung - das sehen wir bereits heute schon in ersten Beratungsprojekten. Das wird für Produktions- und Logistikbetriebe das “next level”, ganz sicher.
„Die Hochschule Düsseldorf ist für mich…“
…der Ort, an dem ich den Grundstein für meine berufliche Zukunft gelegt habe. Ich erinnere mich gerne zurück.
Was hätten Sie sich von der HSD gewünscht?
Es gab damals immer wieder Kontakte und Schnittstellen zur Industrie - das war schon mal super! Rückblickend betrachtet, wäre es schön gewesen, wenn es noch intensivere Kontakte zu Unternehmen gegeben hätte - ganz egal in welcher Form: ob Werksrundgänge, Forschungsprojekte, Diplomarbeiten, etc. Es liegt natürlich auch an den Studenten, diese Angebote anzunehmen. Die berufliche Praxis und wichtige Kontakte in der Industrie können gar nicht früh genug kommen.