Auf dem Gelände des ehemaligen städtischen Schlachthofes in Düsseldorf-Derendorf befindet sich heute der neue Campus der Hochschule Düsseldorf. In einem der dort erhaltenen Gebäude, der ehemaligen Großviehmarkthalle, haben nicht nur Campus-IT und Hochschulbibliothek ihren Platz gefunden, sondern auch der Erinnerungsort Alter Schlachthof der Hochschule Düsseldorf.
Er erinnert an die Verbrechen, die während des Zweiten Weltkriegs an diesem historischen Ort verübt wurden. Fast 6.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem ganzen Regierungsbezirk Düsseldorf mussten sich in dieser Halle zu insgesamt sieben Transporten einfinden. Sie wurden registriert, durchsucht und ausgeraubt und mussten eine Nacht in der Großviehmarkthalle verbringen, voller Ungewissheit vor dem Kommenden. Am nächsten Morgen wurden sie vom nahe gelegenen Derendorfer Güterbahnhof in Ghettos im besetzten Osteuropa deportiert: nach Łódź, Minsk, Riga, Izbica und Theresienstadt (heute: Terezín). Die Ghettos waren oftmals nur Zwischenstationen auf dem Weg in weitere Konzentrations- und Vernichtungslager. Nur wenige überlebten die Shoah.
Der Erinnerungsort rekonstruiert und dokumentiert diese Verbrechen. Und er beschäftigt sich mit den Nachwirkungen der NS-Herrschaft in der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Denn manche Denkmuster und Feindbilder, die diesen Verbrechen zu Grunde lagen, sind noch heute virulent, wie Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und andere Strukturen der Ausgrenzung.
Das Präsidium der Hochschule hat im Juni 2013 einen neuen Beauftragten für den geplanten Erinnerungs- und Lernort in der alten Schlachtviehhalle auf dem künftigen Campus Derendorf ernannt. Dr. Joachim Schröder wird in der Zukunft die Konzeptentwicklung für die Gedenkstätte weiter ausarbeiten und wissenschaftlich begleiten.
Damit tritt er die Nachfolge von Dipl.-Soz. Päd. Adelheid Schmitz an. Die Sozialpädagogin hatte als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsschwerpunkt „Rechtsextremismus und Neonazismus“ des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften bereits seit Beginn des Jahres 2012 mit der konzeptionellen Ausarbeitung begonnen. Als Präsidiumsbeauftragter für den Erinnerungs- und Lernort auf dem neuen Campus in Derendorf wird sich nun Dr. Schröder verstärkt dafür einsetzen, dass angemessen, würdig und nachhaltig an die mehr als 6000 jüdischen Männer, Frauen und Kinder aus Düsseldorf und dem Umland erinnert wird.
Die Großviehhalle des früheren Schlachthofes im Jahr 2012.
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